Rückblick: Filmpodium Bilder im Kopf
Wie blicken zurück auf ein erfolgreiches und eindrückliches Filmpodium.
Die Ausschnitte aus dem mehrfach preisgekrönten Film „Bilder im Kopf“ der Schweizer Regisseurin Eleonora Camizzi haben stark berührt.
Die anschliessende Podiumsdiskussion unter der Leitung von Alexa Meyer knüpfte an diese Ausschnitte an. Auf dem Podium traten Edith Scherer, Angehörigenberaterin der Psychiatrie St. Gallen, Eleonora Camizzi, Regisseurin, Thomas Maier, ehemaliger ärztlicher Direktor der Psychiatrie St. Gallen und jetzt Chefarzt der Forel Klinik in Ellikon, sowie Beat Canonica, Betroffener mit eigener psychiatrischer Erfahrung und als Peer sowie Genesungsbegleiter tätiger Experte, auf. In einer ersten Runde ging man der Frage nach, ob es denn wichtig sei, eine Diagnose zu erhalten. Dabei kam heraus, dass dank einer Diagnose der Heilungsprozess eingeleitet werden könne, dass eine Diagnose aber nur dann hilfreich sei, wenn sie auch erklärt und offen über sie geredet werde. Gerade Angehörigen können so der Erkrankung einen Namen geben und besser damit umgehen. Es sei aber auch Vorsicht geboten, da mit einer Diagnose Menschen schubladisiert und eben auch stigmatisiert werden.
Ein grosser Schwerpunkt der Diskussion lag auf der Rolle der Angehörigen – sie spielen in der Behandlung und Genesung eine zentrale Rolle. Gleichzeitig wurde das Spannungsfeld deutlich, in dem sie sich bewegen: Oft werden Angehörige nicht einbezogen, unter anderem weil das Einverständnis der erkrankten Person erforderlich ist. Aus Scham wird dieses jedoch allzu oft verweigert. Kritisiert wurden auch institutionelle Versäumnisse – viele Einrichtungen konzentrieren sich nach wie vor fast ausschliesslich auf die Betroffenen, die als „ihre Patienten“ gelten. Die Betreuung und Begleitung von Angehörigen ist durch die bestehenden Tarife nicht finanziert und muss von den Institutionen selbst getragen werden. Deshalb bleiben solche Angebote rar – obwohl eine Studie von 2024 zeigt, dass 90 % der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz mindestens eine Person mit psychischer Erkrankung im Umfeld kennen, 73 % sogar mehrere. 59 % – rund 4,3 Millionen Menschen – waren bereits in der Rolle von Angehörigen oder Unterstützenden, etwa die Hälfte davon ist es aktuell. Das betrifft jede vierte Person in der Schweiz. Fehlt Unterstützung, geraten viele Angehörige selbst an ihre Belastungsgrenzen – und werden nicht selten selbst krank.
Um psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren, sind sich alle einig: Es braucht mehr offene Gespräche und eine stärkere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Es gilt, den Umgang mit psychischen Erkrankungen zu lernen und das Anderssein auszuhalten. Statt rein individueller Betrachtung plädieren viele für einen systemischen Ansatz in der Behandlung. Auf die Frage, warum es dennoch schwerfällt, über psychische Erkrankungen zu sprechen, wird häufig auf den hohen gesellschaftlichen Normdruck verwiesen: Menschen wünschen sich Berechenbarkeit und begegnen abweichendem Verhalten mit Ablehnung.





