Film: Charlotte – eine von uns
Von einer an Schizophrenie erkrankten Frau, die auszog, um ihrer unglücklichen Bestimmung zu entfliehen und am Ende zu sich selbst findet.
Unbedingt empfehlenswert!
Die Geschichte
Das ist die berührende Geschichte von Charlotte (42). Sie lebt mit ihrem Vater abgeschieden. Sie liebt es durch die Wälder zu streifen, sie mit ihren selbstgebastelten Fantasiewesen zu bevölkern. Die Bäume und Tiere sind ihre Freunde. Sie hat eine Schizophrenie und lebt zeitweise in eigenen für uns unzulänglichen Welten. Als der Vater wegen eines Herzinfarktes ins Spital kommt, kehrt Charlottes jüngerer Bruder Leo nach zehn Jahren ins Dorf zurück. Er erfährt, dass seine Schwester wegwill und fordert sie auf, mit ihm in die Schweiz zu kommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben begibt sich Charlotte auf eine Reise. Eine Reise, auf der sie neue Realitäten entdeckt und ihren eigenen Weg finden muss.
Der Film: Unterhaltend! Konfrontierend! Zum Lachen?
Ein gelungener Film, der unbefangenen Betrachter:innen gute Unterhaltung bietet und sie gleichzeitig konfrontiert mit realitätsnahen Einblicken in die verzwickten Lebenswelten einer Frau mit Schizophrenie. Darin spielen sich Szenen und Ereignisse ab, die vertraut sind und solche die befremden, ängstigen oder erschüttern. Da entlocken sie einmal leises Lächeln und dort lautes Lachen. Ist es befreiendes oder beklemmendes Lachen? Oder ist es ein Lachen über die skurrilen Handlungen und Gedankengänge von Charlotte, die man nicht ernstnehmen kann oder will?
Die Angehörigenperspektive: Alles andere als lustig
Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen bleibt ein solches Lachen im Halse stecken. Zu viele von ihnen verbinden das Tun und Lassen von Charlotte mit eigenen, meist schmerzhaften und traumatisierenden Erinnerungen. Und zwar nicht allein, wegen des unverständlichen und verwirrten Verhaltens ihrer Liebsten. Nein, auch wegen der bestehenden Unzulänglichkeiten im psychiatrischen Versorgungssystem, unter denen viele von ihnen litten und zusätzlich belasteten. Aber auch wegen des Unverständnisses der Gesellschaft gegenüber psychisch erkrankten Menschen und derenAngehörigen.
Der Titel des Films ist Programm
Er ist als Programm und als Aufforderung zu verstehen, dass Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen mit allen ihren Andersartigkeiten zu uns gehören. Seine Botschaft ist: Es ist normal verschieden zu sein. Es ist alles andere als leicht, dieser nachzuleben. Das Leben ist kein Ponyhof und stellt mitunter höchste Anforderungen an uns, die wir ungefragt zu bewältigen haben. Aber wie Charlotte lernen muss, ihren eigenen Weg zu finden, so müssen wir lernen unseren Umgang mit Menschen weiterzuentwickeln, die anders ticken als wir es uns gewohnt sind. Erst wenn das gelingt, kommen Menschen mit Beeinträchtigungen in der Mitte der Gesellschaft an. Und ist wahrhaft gelebte Inklusion.